Energiegesetz: Wie der HEV die Mieter verarscht

Man traut seinen Augen kaum: In der aktuellen Debatte ums Energiegesetz scheint sich der Hauseigentümerverband (HEV) plötzlich für uns Mieterinnen und Mieter einzusetzen. Genau der HEV, der sich normalerweise gegen jegliche Interessen von Mietern stellt. Gehts also doch um etwas anders?

Man traut seinen Augen kaum: In der Kampagne rund ums Energiegesetz setzt sich die Hauseigentümer-Lobby plötzlich für die Interessen der Mieterinnen ein. Von “Zwangskündigungen” und verteuerten Mieten ist die Rede, ja es wird regelrecht der Untergang des Wohnungsmarkts heraufbeschworen. Für die aufmerksame Beobachterin stellt sich da die Frage: Hat der HEV plötzlich die Seiten gewechselt? 

Reine Augenwischerei des Hauseigentümerverbandes

Nein, natürlich nicht. Der HEV betreibt dreiste Augenwischerei: Üblicherweise sind bei Heizungserneuerungen sinkende Kosten der Normalfall (siehe Studie Wüest Partner, Heizkostenrechner zum selber ausprobieren). Ökologische Heizungen sind zwar teurer in der Anschaffung, haben aber signifikant tiefere Betriebskosten. Das schlägt sich in tieferen Nebenkosten nieder und senkt somit die Mieten. Über die gesamte Laufzeit sind beispielsweise Wärmepumpen in fast allen Fällen günstiger.

Vergleich von Heizkosten für ein für Zürich typisches Gebäude.

Warum ist dann der HEV dagegen?

Gas- und Ölheizungen sind günstig in der Anschaffung, aber sehr teuer im Betrieb. Die Betriebskosten lassen sich via Nebenkosten gut auf Mieterinnen abwälzen, die Investition in die Heizung muss aus der Kasse des Eigentümers bezahlt werden. Entsprechend gehen teure Anfangsinvestitionen zu Lasten der Rendite des Eigentümers, während die Mieten gleich bleiben oder sogar sinken, was dem HEV natürlich nicht gefällt. 

Und was ist mit Leerkündigungen?

Der Ersatz einer Heizung kann problemlos am vollen Mietshaus durchgeführt werden. Zu Leerkündigungen kommt es nur, wenn der Eigentümer das Mietshaus komplett sanieren möchte, was er grundsätzlich jederzeit machen könnte – auch jetzt schon. Das Gesetz hat darauf keinen Einfluss, wie Regierungsrat Neukom in der NZZ ausführlich bestätigt hat.

Lassen Sie sich nicht an der Nase herumführen

Wie schon in der Debatte ums CO2-Gesetz operieren die die Öllobby und der HEV mit völlig überrissenen und oft grundsätzlich falschen Zahlen. Lassen Sie sich nicht von der Angstmacherei des HEVs beirren.

Was steht wirklich im Gesetz?

  • Wenn eine fossil betriebene Heizung ihr Lebensende erreicht, muss sie durch eine erneuerbare betriebene Heizung ersetzt werden. Ausser, die erneuerbare betriebene Heizung ist mehr als 5% teurer. Somit sind Verteuerungen de facto ausgeschlossen.
  • Ölheizungen dürfen nicht mehr eingebaut werden.
  • Elektroheizungen müssen per Ende 2030 ausser Betrieb genommen werden. Elektroheizungen wurden im Zuge der Atomkraftwerke eingebaut, da sie den eingesetzten Strom äusserst effizient verschwenden. Keine Heizung hat eine schlechtere Energiebilanz. Der Neubau ist schon seit vielen Jahren verboten, jetzt müssen auch die letzten aus dem Verkehr gezogen werden, da wir uns diese Energieverschwendung nicht mehr leisten sollten.

Weiterführende Infos:

Manuel Frick

Manuel Frick

Co-Präsident Grünliberale Kreis 10 und 6 & Parteileitung GLP Kanton ZH | möchte die CH digital und klimaneutral machen

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